30 Jahre Engagement für krebskranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene

November 2010 – Zur diesjährigen Vortragsreihe der Sabine-Dörges Stiftung im Evangelischen Gemeindehaus In Möglingen kamen am 10. November 2010 über 60 Interessenten – und sie blieben bis 24 Uhr. Das große Interesse galt zum einen dem hochkarätigen Vortragsprogramm, war aber auch einem Jubiläum der Stiftungsgründerin geschuldet. Im Oktober 2010 waren es 30 Jahre, die Ilse-Irmgard Dörges für krebskranke Kinder. Jugendliche, junge Erwachsene und deren Familien aktiv ist.
Im Oktober 1980 begann Ilse-Irmgard Dörges nach dem Krebstod ihrer Tochter Sabine sich für krebskranke Kinder und Jugendliche zu engagieren. Unter anderem hat sie in dieser Zeit mehrere Millionen Euro an Spenden gesammelt und damit die Betroffenen direkt finanziell unterstützt. Daneben werden die Mittel aber auch verwendet, um Krankenhäusern bei der Anschaffung medizinischer Geräte und der Ausstattung von Räumlichkeiten zu helfen. Wichtig war und ist der Stiftungsgründerin dabei immer absolute Transparenz. Bei verschiedenen Veranstaltungen, wie etwa der jährlichen Vortragsreihe im Evangelischen Gemeindehaus Möglingen, wird daher Rechenschaft abgelegt und über das berichtet. was mit den finanziellen Mitteln geschehen ist bzw. in nächster Zeit geschehen wird.
So berichtete diesmal Professor Dr. Nikolai Hopf, der Ärztliche Direktor der Neurochirurgischen Klinik des Stuttgarter Katharinenhospitals, über die von der Stiftung ermöglichte Anschaffung des navigierten Hirnstimulationssystems „Nexstim“. Dieses Gerät ermöglicht mit sehr hoher Genauigkeit eine präoperative Lokalisation wichtiger Zentren (z.B. Bewegungs-. Gefühls- oder Sprachzentrum) im menschlichen Gehirn. Die exakte Lage dieser Zentren ist von Mensch zu Mensch verschieden und muss daher vor einer Tumoroperation in diesen Bereichen möglichst genau lokalisiert werden. Die bei Erwachsenen dafür übliche Methode der funktionellen MRT ist für Kinder aufgrund der langen Untersuchungsdauer nicht geeignet. Das neue Gerät ist dagegen ideal für Kinder. da die Untersuchung sitzend ohne die Notwendigkeit zum Stillsitzen erfolgt. Außerdem ist die Methode völlig schmerzfrei, ungefährlich und kann jederzeit unterbrochen oder sogar abgebrochen und später (nach wenigen Minuten oder mehreren Stunden) wieder aufgenommen werden.
Ein spezielles System beispielsweise zur endoskopischen Entfernung von Lymphknoten im Beckenbereich erhielt das Team um Professor Dr. Wolfgang Heyl. Ärztlicher Direktor der Frauenklinik der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim. Das Ultracission-Operationssystem arbeitet schonend mittels Ultraschall und ist in ausgewählten Fällen eine Alternative zur Radikaloperation. Durch diese mikrochirurgische Karzinomtherapie wird gerade bei jüngeren Patientinnen. die von Krebserkrankungen der Gebärmutter oder der Eierstöcke betroffen sind, das OP-Risiko reduziert.
Gefördert wurde und wird auch die Palliativmedizin. Sie ermöglicht Patienten. deren Erkrankung nicht mehr heilbar ist, einen Abschied in Würde. So sorgte die Sabine-Dörges Stiftung für die wohnliche Ausstattung der Patientenzimmer sowie für ein gemütliches Wohnzimmer mit Patientenküche und Fernseher auf der neuen Palliativeinheit am Bürgerhospital des Klinikums Stuttgart. 50.000 Euro wurden in diese von der Onkologin Dr. Marion Daun geleitete Einheit investiert, die über drei Einzelzimmer mit Ba1kon und behindertengerechter Nasszelle sowie zwei Doppelzimmer mit Sanitärbereich verfügt. Ein zweites Palliativzimmer erhält demnächst auch die Klinik für Radioonkologie. Strahlentherapie und Nuklearmedizin der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim, freute sich der Ärztliche Direktor Professor Dr. Peter Schraube. Schon die Ausstattung des ersten Palliativzimmers der Klinik war von der Stiftung ermöglicht worden. Es wird vor allem mit schwerkranken jüngeren Erwachsenen belegt.
Über ein besonderes Ausstattungsmerkmal verfugt auch die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Katharinenhospitals, wie Dr. Jerzy Kwietkowski. der Ärztliche Leiter des dortigen MVZ für Strahlentherapie, berichtete. Denn für die Patienten, die sich einer Bestrahlung unterziehen mussten, wurde im Raum des Linearbeschleunigers durch die Sabine-Dörges Stiftung ein großes Deckenleuchtbild installiert. Es lenkt die Patientinnen und Patienten. darunter auch viele Jüngere, von der anstehenden Therapie ab und beruhigt während der langen Behandlungszyklen.
Durch die Sabine-Dörges Stiftung profitiert letztendlich auch die Forschung. Am Robert Bosch Krankenhaus (RBK) in Stuttgart wurde, so erklärte der ehemalige Chefarzt der Pathologie, Dr. Peter Fritz, ein Behandlungs- und Forschungszentrum aufgebaut, das sich mit der enkapsulierenden skleorisierenden Peritonitis befasst. Diese seltene, sehr schmerzhafte und oft tödliche Krankheit ist eine Folgelangjähriger Peritonealdialysen und tritt auch bei Kindern auf. Zur Erforschung der noch unbekannten Ursache dieser Erkrankung werden nun am RBK Gewebe und Daten von Patienten aus ganz Deutschland zusammengeführt und ausgewertet.12.000 Euro hat die Sabine-Dörges Stiftung für den Aufbau dieser web-basierten Daten- und Gewebebank bereitgestellt.
Die Ärzte stellten in ihren Vortragen die Neuerungen sehr anschaulich und ausführlich dar. Und sie nahmen sich danach noch viel Zeit für die zahlreichen Fragen und Anliegen der Gäste, so dass die Veranstaltung erst gegen 24 Uhr zu Ende ging. Während der Gespräche wurde natürlich auch immer wieder das Jubiläum von Ilse-Irmgard Dörges thematisiert. Seit 30 Jahren setzt sich die Stiftungsgründerin, die im Januar 2011 82 Jahre alt wird, für die Sache der von Krebs Betroffenen ein – mit Vehemenz und wenn es sein muss auch mit Nachdruck.